keemet keemet / kommt kommt in Hinterländer Mundart
kommt kommt
lest äach de zunge äasaenee schnäire s mäal fabape es hean fakleewe kommt un dankt fea´s schean un plooche geabt häa äa geald ales eräas häa doo seangt un geabt alles häa da häi kommt´r gans geweas ien himl nof säät e fagealds got haalt´s mäal haleluuja
Hans Haid, Ötztal (Originaltext): keemet keemet / losset enk / di zungen / asnondrschneidn / is maul / vrpoppn / is hirn / vrkleebm / komt, komt / und donket / fiers schintn / und ploogn / tiet hea / enkr galt / olles außa / hea doo / singet / und geebet olles / hea / oftr wöll / keemet dees / gonz gewiß / in himml auhn / soget galtz gött / holtet / is maul / alleluja.
Standarddeutsche Übersetzung nach Haid: kommt kommt / lasst euch / die zungen / auseinanderschneiden / das maul / verkleben / das hirn / verkleben / kommt kommt / und dankt / für das schinden / und plagen / gebt her / euer geld / alles heraus / her da / singt / und gebt alles / her / dann wohl / dann wohl / kommt ihr / ganz gewiß / in den himmel hinauf / sagt vergelts Gott / haltet / das maul / halleluja.
Grenzenlos - Anthologie, Übersetzungen aus den Werken von Hans Haid (Ötztal), Ludwig Soumagne (Niederrhein) und Julian Dillier (Oberrhein) in verschiedene deutschsprachige Dialekte, Krefeld 1988, ISBN 3-923-140-31-2.
De Liddenai in Hinterländer Mundart
HÄAR ma danke DIA beast ois waira su gnädisch GOT im himl haal DÄI haand eawa se beschets däi blässe of de ea däi näad dofea kin däs ma su sai däi fea ois de koon äasm foia lange däi fea ois durschs foia gie däi fea ois de schwiare äabt mache däi fea ois dn kop hiehaale däi fea ois scheaß und draik kean däi fea ois daanse un schbreange däi fea ois dn höut zäie däi fea ois scholdisch wean däi fea ois drai feanga huugheewe däi fea ois leewe und schdäarwe däi fea ois dn himl of ea bedoire däi fea ois droo glääwe mirre läiwa HÄAR DÖU wääst wäi ma of däi blässe oogewiase sai - ärbarm DISCH un les se im gottes wille nit äasschdärwe AMÄN
Ludwig Soumagne, Niederrhein (Originaltext): Häer mer danke Desch / bös ungs wigder su jnädig Häer / Jott em Himmel halt Ding Hank üvver se / beschötz die Dolle op Äede / die net dofür künne dat mer su sind / die für ungs de Kohle us em Füür holle / die für ungs de Hank en et Füür läje / die für ungs dorch et Füür jonnt / die für ungs die schwere Ärbeet donnt / die für ungs der Kopp hinhalde / die für ungs Drieß und Dreck fäje / die für ungs danze un sprenge / die für ungs vür ungs der Hot träcke / die für ungs schöldig wäede / die für ungs dree Fenger huchhäve / die für ungs höngere un freere / die für ungs läve un sterve / dir für ungs der Himmel op Äede bedüje / die für ungs draan jlöve müsse / leev Häer Du weeß wie mer op die Dolle / aanjewiese sind - erbarm Dich un lott se / öm Joddes Welle net ussterve / Amen.
Standarddeutsche Übersetzung nach Soumagne: Herr, wir danken Dir / sei uns weiter so gnädig, Herr!" / Gott im Himmel, halte Deine Hand über sie / beschütze die Verrückten aif Erden / die nicht dafür könen, daß wir so sind / die für uns die Kohlen aus dem Feuer holen / die für uns die Hand ins Feuer legen / die für uns durchs Feuer gehen / die für uns die schwerde Arbeit tun / die für uns den Kopf hinhalten / die für uns Unrat und Dreck fegen / die für uns tanzen und springen / die für uns vor uns den Hut ziehen / die für uns schuldig werden / die für uns drei Finger hochheben / die für uns hungern und frieren / die für uns leben und sterben / die für uns der Himmel auf Erden bedeuten / die für uns dran glauben müssen / Lieber Gott Du weißt / wie wir auf die Dollen angewiesen sind / erbarme Dich / und laß sie um Gottes Willen nicht aussterben / Amen.
Die Litanei - Anthologie, Übersetzungen des gleichnamiges Textes von Ludwig Soumagne, Krefeld 1988, ISBN 3-923-140-32-0.
In der Konkreten Poesie wird der Inhalt des Textes selbst zum gespiegelten Gegenstand als eigenständiges Textbild. Schöpfer dieser Ausdrucksform ist der Schweizer Autor Eugen Gomringer. Protagonisten der Konkreten Poesie in der neuen Dialektdichtung waren unter anderem die Autoren der Wiener Gruppe um Hans Carl Artmann, Friedrich Achleitner, Konrad Bayer, Oswald Wiener und Gerhard Rühm.
Strukturwandel
Hier nun die Hinterländer Variante mit Tipp Ex auf Karton in Ermangelung eines Zirkels und mithilfe eines einlöcherigen Hosenknopfes selbstredend für den allfälligen Strkturwandel.
Wo willst du denn den Heuwagen NICHT hin haben wu weate de da dn haawaa nit hi hu hä Copyright by Kurt Werner Sänger.
Trappelgedichte vom Wind für Kinder. Beide Gedichte sollten mit stampfenden, rhytmischen Bewegungen laut gelesen werden, wenn möglich mit Trommeln, Topfdeckeln, Pfannen und allerlei Krachzeugs, wobei es ratsam ist, vorher Omas Hörgerät auszuschalten.
de goschdische weand - der garstige wind
he rappelt un schibbelt un roiselt im
earn un zirrat und rumbelt un schmaißt de dearn
bleest wäsch of un scherrelt de beeme un ka of
eam schdiss de däscha oabheewe
ma ka´n nit fange nit
seh un nit pagge nit broore nit schmaigge nit rische
nit laigge
he brengt ois de raa un langt ois de sun
un nooschts kast´n ims aikbaand paife hun
es eas nit
de doiwel nit krachmellersch lina es eas ke geschbenst un
kean schwoatse hund
es eas - asch wil´s da faroore
mai keand näad aanaschdes als de goschdische weand
er rappelt und kullert / und rüsselt * im ern ** / und zittert
und rumpelt / und schmeißt die tür-en // bläst wäsche auf / und
schüttelt die bäume / und kann auf einem stoß / die dächer
abheben // man kann ihn nicht fangen / nicht sehen und nicht packen /
nicht braten nicht schmecken / nicht riechen nicht lecken // er
bringt uns den regen / und holt uns die sonn / und nachts kannst`n /
ums eck pfeifen hörn // es ist nicht der teufel / nicht krachmüllers
lina *** / es ist kein gespenst / und kein schwarzer hund // es ist -
ich will´s dir / verraten mein kind / nichts anderes / als (wie) der
wind.* Rüsseln - hier das Aufbrechen der Erde mit
einem Schweinerüssel als Synonym für Unord-nung. ** Ern - alter
fränkischer Name für den Hausflur. *** Krachmüllers Lina steht für
eine zänkische, den Krach liebende
Frau.
Geschichten aus unserem Dorf, Günter Debus, in
Zusammenarbeit mit Elisabeth und Inge Debus und Beiträge von Karsten
Breuer, Wilhelm Düringer, Kurt Sänger, Christof Schuster und Adam
Studer, 750 Seiten, Aachen / Angelburg 1996, ISBN 3-00-001109-9.
windgetrappel / angstgebabbel / leise kommt / der morgen herauf / kannengreappel / krautgeschrappel / blechern klingts / zum mittag hinauf / lichtgewimmel /sonnengebimmel / wispernd steigen / schwalben auf / mittagshimmel / staubgekrümmel / rüttelnd wirft sich / wind hinauf / regengetröpfel / wolkenhübbel / donnern / unverhofft / sturmgetrappel / angstgebabbel / zittert leise / durch die Luft.
Erstveröffentlichung in "Gemorje Hinnalaand", Gruppe Odermennig, 1984 (a.a.O.).
Nach dem Motiv vom
"Herrn von Ribbek auf Ribbek im Havelland" von Theodor
Fontane.
De Kwäddschehannes
foom Hinnalaand Der Zwetschgenhannes vom Hinterland Woa jerem Keand
un Roawe bekaant War jedem Kind und Raben bekannt He gaal d´n
Loire alls dumm un farreggd Er galt den Leuten als dumm und
verrückt Wail he de Kwäddschekärna hat alls faschdeggd Weil er
die Zwetschgenkerne hat immer versteckt
Links un raaschts de Schossee
näas Links und rechts die Chaussee hinaus Koame im Froijoa werra
Kwäddschebeeme räas Kamen im Frühjahr wieder Zwetschgenbäume
raus Kean Mensch kunnt sufiel Kwäddsche easse Kein Mensch konnte
soviel Zwetschgen essen Su harre se´m de Beeme werra äasgereasse So haben sie ihm wieder die Bäume ausgerissen
Doch koam de Härbst
met saim goldne Lischd Doch kam der Herbst mit seinem goldenen
Licht Do harre all werra sai Kwäddsche geschdichd Da hatte er all
wieder seine Zwetschgen gesteckt Su ging doas da Joa und Doag fea Joa
dohie So ging das dann Jahr und Tag für Jahr dahin Groat
äasgeräasse moschd de Hannes se werra nie Gerade ausgerissen
macht der Hannes sie wieder hinein
Es half´m ke
Schealle un ke Schmess Es half keine Schimpfen und keine Schmiss Berre aalt woa un duut imfäil - of´r dorre Wess Bis er alt war
und tot umfiel – auf einer dürren Wies Deat harre se´n met all
sain Kwäddsche begroawe Dort hatten sie ihn mit all seinen Zwetschgen begraben Un im Härbst schu schalle de Roawe Und schon
im Herbst schimpften die alten Raben
Edst deet´s im Weanta oo´n
Kwäddsche gnunk feeln Jetzt tät´s im Winter an Zwetschgen genug
fehlen Säi misste bain Hoinga da´s Freasse schdeeln Sie müssten
bei den Hühner dann das Fressen stehlen Un däi Kean woan aach goschdisch
oom Plärrn Und die Kinder waren auch garstig am Plärren Se harre´n
Kwäddschehannes goa su gärn Sie hätten den Zwetschgenhannes gar zu gern
Doas woa den Loire da aach nit raascht Das war den Leuten
dann auch nicht recht Säi sääre: de Hannes woa goanit su
schlaaschd Sie sagten: der Hannes war gar nicht so schlecht Un
kreeschte do all e schlaascht Geweasse Und kriegten dann alle ein
schlechtes Gewissen Se harre jo lang näad mie ke Kwäddschehuink
geasse Sie hatten ja lange nicht mehr kein Zwetschgenmus gegessen
Do
harre se´n Hannes werra äas de Wess gegroawe Da hatten sie den
Hannes wieder aus der Wiese gegraben Un of´n Kerschehoob ie´n
Kwäddschebaamsarsch gehoowe Und auf den Kirchhof in einen Zwetschgenbaumsarg gehoben Un äas´m Kwäddschebaamsarsch äas dungla
Groft Und aus dem Quetschenbaumsarg aus dunkler Gruft Raiggte im
Froijoa werra Kwäddscheraisa ie de Loft Reckten im Frühjahr
wieder Zwetschgenreiser in die Luft
Un wäi da de Härbst koam werra
merrem goldne Lischd Und wie der Herbst kam wieder mit seinem
goldenen Licht Räif´s äas´m Groab: "Edst wean de Kwäddsche
geplischd!" Rief´s aus dem Grab: "Jetzt werden die Zwetschgen gepflückt!" Ma kunnt´n Hannnes un sai Kwäddsche nit
faschdegge Man konnte den Hannes und seine Zwetschgen nicht
verstecken Nit im Groab nit un nit de Schossee noab farregge Nicht
im Grab nicht und nicht die Chaussee hinab verrücken
Jeerem woa
gnunk gedoo - den Roawe un den Keann Jeden war genug getan – den
Raben und den Kindern Doch baal koam Schdrait of un werra woa alles
oom Scheann Doch bald kam Streit auf und wieder war alles am
Schimpfen Im näawwe Aldimäad goabs heefwais Kwäddsche ze kaafe Im neuen Aldimarkt gab´s haufenweise Zwetschgen zu kaufen Niemeds
breachte mie noom Hannes sain Beeme ze laafe Niemand brauchte mehr
nach Hannes Bäumen zu laufen
Do huu se´m werra all sai Kwäddschebeeme
äasgereasse Da haben sie ihm wieder all seine Zwetschgenbäume ausgerissen Un ean Hannes groat
emool fea imma fageasse Und ihren Hannes gerade einmal für immer
vergessen Of sai Groab koam hie e schwiare, grooe Bäddongplarre Auf sein Grab kam hin eine schwere, graue Betonplatte Drof schdaan:
"Häi laie däi´s merren Kwäddsche harre!" Darauf
stand: "Hier liegen die es mit den Zwetschgen hatten!"